Was macht eigentlich ein Verleger?

Wenn jemand – zum Beispiel ein Autor – ein Buch geschrieben hat, dann möchte er oft gerne, dass andere Leute sein Buch im Buchladen kaufen und lesen können. Wer ihm dabei hilft, ist ein Verleger. Und was der Verleger genau macht, um zu helfen, erzähle ich Dir jetzt.

Zuerst einmal bekommt der Verleger das Buch vom Autor geschickt – das ist da aber noch kein richtiges Buch! Es ist eher ein Dokument auf dem Computer, in dem die Geschichte von dem Autor Seite für Seite aufgeschrieben wurde. Ein solches Dokument nennt man auch »Manuskript«. Früher, bevor es Computer gab, wurden solche Manuskripte mit der Hand oder der Schreibmaschine auf Papier geschrieben und mit der Post verschickt.

Wenn der Verleger das Manuskript bekommen hat, liest er es sich erst einmal durch und überlegt sich, wem die Geschichte wohl gefallen könnte. Ist sie eher für Kinder oder für Erwachsene? Kommen darin Drachen und sprechende Mäuse vor oder handelt sie von etwas, das tatsächlich passiert ist?

Wenn der Verleger das herausgefunden und sich überlegt hat, dass die Geschichte vielen Lesern gefallen könnte, liest er die Geschichte des Autors noch einmal und sehr genau durch. Er sucht nach Fehlern im Manuskript – zum Beispiel falsch geschriebenen Wörtern – und bessert sie aus, oder nach Stellen in der Geschichte, die nicht so gut zum Rest passen. Das nennt man auch »Lektorieren« – und weil das eine so wichtige Aufgabe ist, gibt es in einem Verlag – also dem Ort, wo Verleger arbeiten – eigene Lektoren dafür. Der Lektor spricht mit dem Autor über sein Manuskript und schlägt vor, was er verbessern würde, damit aus der guten Geschichte eine richtig gute Geschichte wird.

Wenn beide die Geschichte dann richtig, richtig gut finden, wird das Manuskript gesetzt – das heißt, es wird schon fast ein echtes Buch daraus. »Setzen« heißt nämlich, dass das Manuskript die Größe bekommt, die das fertige Buch haben soll, mit der richtigen Schrift und den richtigen Abständen zwischen den Teilen der Geschichte, damit man die gut lesen kann.
Und weil das Buch auch innen immer schön aussehen soll – ganz egal, wo man es aufschlägt – muss die Schrift überall gleichmäßig verteilt sein und einen ordentlichen Rand haben. Sollen im fertigen Buch Bilder sein, müssen die ebenso gesetzt werden.

Eine sehr wichtige Seite, die der Autor nicht selbst schreiben kann, die aber unbedingt in jedem Buch enthalten sein muss, ist das Impressum. Das ist meistens die zweite Seite ganz vorn im Buch, wo steht, wer das Buch geschrieben hat und in welchem Jahr, welcher Verleger das Buch veröffentlicht hat und welche Druckerei das Buch gedruckt hat.
Dort findet sich auch eine sogenannte »ISBN«: eine lange Nummer mit dreizehn Ziffen, die für jedes Buch eindeutig ist. Mit dieser Nummer kann man überall auf der Welt ein ganz bestimmtes Buch finden. Man muss nur einem Buchhändler von der ISBN erzählen oder sie im Internet eingeben. Sogar in welcher Sprache und bei welchem Verlag das Buch erschienen ist, lässt sich mit der Nummer herausfinden – das ist ziemlich praktisch.

Wenn der Satz – so nennt man das Setzen auch – fertig ist, bekommt der Buchgestalter die Geschichte zusammen mit der richtigen Größe, damit er sich für das Buch einen schönen Buchdeckel ausdenken kann. Der soll natürlich Lust aufs Lesen machen und ein bisschen, aber noch nicht zu viel von der Geschichte verraten!

Ist das geschafft, schickt der Verleger die fertig gesetzte Geschichte zusammen mit dem Buchdeckel als Bild an die Druckerei. Hier wird das Buch endlich gedruckt und gebunden!
Große Maschinen drucken die Geschichte auf Papier und den Deckel auf Karton und kleben alles aneinander fest. Manchmal nähen oder heften die Maschinen die Seiten auch zusammen, bis ein Buch entsteht – aber egal, ob Kleben oder Nähen oder Heften – die Seiten zusammenzubringen, dass sie halten, heißt »binden« – und wenn das getan ist, ist die Geschichte ein echtes Buch geworden!
Natürlich druckt die Druckerei nicht nur eines – sonst könnte nur ein Mensch das Buch kaufen – sondern viele: sogar Tausende! Wie viele Bücher gedruckt werden, entscheidet der Verleger. Der bezahlt auch die Druckerei und den Buchgestalter und den Autor für ihre Arbeit.

Nun – mit den vielen schönen, druckfrischen Büchern – besucht der Verleger viele verschiedene Buchhändler und fragt sie, ob sie das neue Buch in ihrem Laden verkaufen möchten. Wenn sie das wollen, können sie ein paar Bücher vom Verleger für ihren Laden einkaufen. Dabei gibt der Verleger ihnen einen Rabatt. Das bedeutet, das Buch kostet für den Buchhändler weniger als für den Leser – sonst könnte der Buchhändler ja kein Geld mit seinem Laden verdienen.

Der Buchhändler muss aber die gleichen Bücher alle zum selben Preis verkaufen! So ist es nämlich egal, in welchem Laden ein Leser ein Buch kauft – es kostet immer gleich viel. Das nennt man auch »Buchpreisbindung« – ein kompliziertes Wort – und es ist sogar ein richtiges Gesetz in Deutschland: das Buchpreisbindungsgesetz.

Wenn genügend Leser das Buch kaufen, sind alle glücklich: der Autor, der Buchhändler und vor allem der Verleger! Sind alle gedruckten Bücher verkauft und es gibt noch immer Leser, die keines haben, aber gern eines hätten, lässt der Verleger ein zweites Mal Bücher von der Druckerei drucken und verkauft sie an den Buchhändler. Das nennt man dann eine zweite Auflage. Manche Bücher sind so begehrt, dass es von ihnen schon zwanzig Auflagen gibt!

Nun stell Dir aber vor, die Leser finden das Buch doch nicht so gut und kaufen es nicht. Dann hat der Verleger sehr viele Bücher, die niemand kaufen will – auch der Buchhändler nicht mehr – aber die Druckerei hat das Buch schon gedruckt und der Buchgestalter hat den Buchdeckel schon entworfen und der Autor hat das Buch schon geschrieben. Dann hat der Verleger schon alle für ihre Arbeit bezahlt, was richtig und gut ist, aber er verdient selbst kein Geld mit den Büchern. Er macht einen Verlust.
»Der Verleger trägt das Risiko«, sagt man dazu auch und meint damit: So etwas kann passieren! Und weil das nun einmal passieren kann, verlegt der Verleger gleich immer mehrere Bücher von verschiedenen Autoren, falls eines sich nicht so gut verkauft – ein anderes dafür aber umso besser.

Verlegen bedeutet hier natürlich nicht, dass er es irgendwo hinlegt und dann vergisst – aber Du weißt ja jetzt Bescheid, was damit gemeint ist. Eigentlich kommt das Wort »verlegen« von »vorlegen« und heißt, dass der Verleger die Druckerei bezahlt hat, bevor er selbst mit den gedruckten Büchern Geld verdienen konnte.

Ein Verleger kann übrigens nicht nur Bücher verlegen, sondern auch Zeitungen oder Zeitschriften und sogar Musik! Bei Musik werden dann aber keine Bücher gedruckt, sondern CDs hergestellt. Und manchmal kann man die sogar in einem Buchladen kaufen.